Buchtipp: „Mary & Claire“ von Markus Orths

Wie toll! Wir haben Post bekommen von Martin Kordić, dem in Celle geborenen Autor von „Jahre mit Martha“ (letztes Jahr eines unserer Lieblingsbücher) und sußerdem Lektor bei Hanser. Er empfiehlt: „Mary & Claire“ von Markus Orths und schreibt dazu:

„Mary & Claire“ ist ein atmosphärischer Künstlerinnenroman über zwei Schwestern, wie man ihn noch nicht gelesen hat: über die Möglichkeiten des Gelingens und Scheiterns, von Liebe, Leben und Literatur. Ich kann ihnen und allen Buchliebhabern in Celle diesen Roman nur sehr ans Herz legen – und wünsche eine gute Lektüre.
Herzlich, Martín Kordić

Herzlichen Dank nach München!

Erzählt wird in den neuen Roman von Markus Orth die Kindheit und Jugend von Mary, die später nach der Heirat mit Percy Shelley den Weltgruselseller „Frankenstein oder der Moderne Prometheus“ wird. Gemeinsam mit ihrer völlig bemerkenswerten Stiefschwester Claire lebt sie entgegen allen Konventionen in einer Art „Ménage-à-trois“ mit Percy. Dazu stößt der legendäre Lord Byron, der einen intellektuellen und emotionalen Wirbelsturm entfesselt. Ein mitreißend erzählter Roman über vier ganz außergewöhnliche Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts, darunter zwei selbstbewusste Frauen, die große Widerstände überwinden müssen, um ihr Glück zu erkämpfen.

Markus Orths: „Mary & Claire“
Hanser Verlag, 304 Seiten, 26 Euro

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Rückblick: Lesung mit Bettina Flitner aus „Meine Schwester“

Vor restlos ausverkauftem Haus las Betrina Flitner bei ‚Kunst und Bühne“ aus ihrem ersten Buch. In „Meine Schwester“ beschreibt sie höchst sensibel, aber auch mit einer gewissen liebevollen Distanz ihre Kindheit, damals in quasi symbiotischer Nähe zu ihrer Schwester. Ihre etwas ältere Schwester entwickelte im Lauf des Erwachsenwerdens Depressionen, die bereits in der Familie angelegt sind und im reiferen Alter im Suizid münset. Der Bericht beinhaltet schöne Erinnerungen an die Kindheit in Hannover, zu der Ausflüge zu den etwas skurrilen Großeltern in Celle gehörten.

Mit Celle verbindet die Autorin und Fotografin, die heute in Köln wohnt, durchaus positive Erinnerungen, unter anderem mit Besuchen bei Huth und im Café Kiess. An der Trift lebten Ihre Großeltern, wo ihr Großvater seine Arztpraxis hatte. Sehr berührt waren die Zuhörer von dieser bewegenden Lesung zu einem ernsten Thema und dennoch in einer gelösten Stimmung.

„Wenn meine Schwester wüsste, dass ich jetzt hier in Celle sitze und über sie erzähle, ich glaube, sie würde sich freuen …“, so Bettina Flitner am Ende ihrer Lesung.

Bettina Flitner: „Meine Schwester“
Kiwi Verlag, 320 Seiten, 22 Euro

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Ein Buchtipp aus der Reihe „Freundinnen der Buchhandlung empfehlen“: Ruth Nagy ist begeistert von dem neuesten Buch von Claire Keegan: „Das dritte Licht“.

„‚Das dritte Licht‘ von Claire Keegan ist eine kluge und berührende Erzählung aus der Perspektive eines Mädchens, welches seine in Armut lebende Herkunftsfamilie für einen Sommer verlassen muss. Trotz anfänglicher Ängste und Zweifel lernt das Mädchen bei entferntem Verwandten, wie familiärer Zusammenhalt sein könnte und stellt fest, was ihr bis jetzt gefehlt hat. Die schrecklichen Erlebnisse, die es bis zu diesem Zeitpunkt erfahren hat, werden stets nur angedeutet und rücken durch den liebevollen Umgang der Gastfamilie fast in den Hintergrund. Claire Keegan thematisiert behutsam und sensibel was Gewalt in Familien für Folgen haben kann, ohne den Leser zu überfordern. Unbedingt lesenswert!“

Das Buch, das wunderschön ausgestattet bei Steidl erschienen ist, liefert übrigens auch die Vorlage für den irischen Oscar-Beitrag dieses Jahres unter dem Titel „The quiet Girl“. Und wir haben das Buch übrigens auch als englische Originalausgabe unter dem Titel „Foster“ im Laden.

Claire Keegan: „Das dritte Licht“
Steidl Verlag, 104 Seiten, 20 Euro

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Eine besondere Empfehlung von unserer Praktikantin Helen: „Solitaire“ von Alice Oseman

Die Autorin war selber noch Teenager, als sie diesen Roman über Tori Spring schrieb. Das Mädchen könnte eigentlich superglücklich sein, leidet aber an Weltschmerz, an sich selber, den Erwartungen der anderen, an der Schule und einigem mehr. Da trifft sie an ihrer Schule auf Michael Holden (erinnert an Holden Caulfield in … wie hieß denn das Buch noch), einem Außenseiter wie Tori auch. Beide machen sich Gedanken über eine mysteriöse Gruppe mit dem Namen „Solitaire“, die an der Schule ihr Unwesen treibt.

Es geht in dem Roman eigentlich nicht um Liebe, sondern um das Fremdsein und um Freundschaft. Einige Charaktere aus Osemans späteren Büchern wie „Heartstopper“ stolpern einem hier schon über den Weg.

Unbedingt lesenswert, meint Helen.

Alice Oseman: „Solitaire“
Loewe Verlag, 320 Seiten, 16,95 Euro
empfohlen ab 14 bzw. jedem, der Lust darauf hat

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Bewegender Abend: Texte und Lieder von Serhij Zhadan 🇺🇦

Die Veranstaltung übe ein ukrainischen Dichter, Musiker und Friedenspreisträgers Serhij Zhadan hat viele Zuhörer tief beeindruckt. Tanja Kübler vom Schlosstheater las bei ‚Kunst und Bühne‘ berührend aus seinem Roman „Internat“, die Ukrainerin Anna Minkenberg sang mit ihrer schönen Stimme seine Lieder wie „Kinder“ und „Metro“. Liliane Steinke, Leiterin der Volkshochschule Celle als Veranstalterin moderierte den Abend und erläuterte die aktuelle Zusammenarbeit der VHS mit ukrainischen Partnern. Stefan Jakubik von Sternkopf & Hübel stellte das Werk von Serhij Zhadan vor. Über Euro

Als Einstieg in das Werk von Serhij Zhadan sind zu empfehlen:

„Internat“, Roman, Suhrkamp
Der junge Lehrer Pascha macht sich in der umkämpften Stadt eher unwillig auf den Weg, seinen Neffen aus dem Internat nach Hause zu holen. Er stellt sich seinen Ängsten und entscheidet sich für die Menschlichkeit.
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„Himmel über Charkiw – Nachrichten vom Überleben im Krieg“, Suhrkamp Chronik Social Media Einträge von Serhij Zhadan in den ersten vier Monaten des Krieges. Mit Verweisen auf Gedichte und Lieder.
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„Antenne“, Gedichte, Suhrkamp
Der Poet schreibt im Krieg. Seine Sprache verändert sich.
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Buchtipp: Helga empfiehlt: „Dein Fortsein ist Finsternis“ von Jon Kalman Stefansson

Ein Mann, nicht alt, nicht jung, wacht auf in einer Kirche in einem kleinen Dorf in Island. Er hat sein Gedächtnis verloren, er weiß weder seinen Namen, noch warum er dort ist. Auf seiner Suche nach Antworten begegnet er verschiedensten Menschen, die ihm ihre Geschichte erzählen oder so wie im Fall von Runa, die ihm die Geschichte ihrer Eltern Haraldur und Aldis erzählt.

Es gelingt Stefansson mit seiner außergewöhnlichen Gabe des Erzählens, uns mitzunehmen in die Welt der Bewohner der isländischen Westfjorde. Wir tauchen ein in die Geschichten der Menschen und erleben mit ihren sämtliche Facetten ihres Daseins. Wir hören von ihrem Glück, ihren Träumen, ihren Hoffnungen, aber auch von ihren Schicksalsschlägen, von Verlust und Tod. Wir erfahren, wie die Vergangenheit bis ins Heute reicht und das eine Liebe ein Leben lang wirken kann. So läßt Haraldur in den Grabstein für seine Frau Aldis eingravieren: Dein Andenken ist Licht, Dein Fortsein Finsternis.

Ein Roman, der beim Lesn viele Saiten in uns zum Schwingen bringt. Absolut lesenswert!

Jon Kalman Stefansson: „Dein Fortsein ist Finsternis“
Aus dem Isländischen von Karl-Ludwig Wetzig
Piper Verlag, 543 Seiten, 25 Euro

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Buchtipp: „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban

Das neue Buch von Juli Zeh, dieses Mal gemeinsam verfasst mit dem Autor Simon Urban „Zwischen Welten“ ist da! Die alten Kumpel Theresa, jetzt Landwirtin in Brandenburg, und Stefan, Journalist in Hamburg, schreiben sich E-Mails und WhatsApp-Nachrichten. Sie erzählen sich von den Herausforderungen ihrer jeweiligen Lebenswelt und streiten sich über all die Themen, die gerade unsere Gesellschaft in Atem halten: Klima, Umwelt, Ernährung, Freiheit, Gendern und so weiter. Eigentlich mögen sie sich ja, aber die Kluft wird tiefer. Die Lage eskaliert… Geistreich und unterhaltsam geschriebener Gedankenaustausch zwischen zwei streibaren Menschen, in deren Sphären sich die großen Themen spiegeln.

Juli Zeh / Simon Urban:
„Zwischen Welten“
Luchterhand, 448 Seiten, 24 Euro

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Kinderbuchtipp: „Ins Netz gegangen“ von Kai Pannen

Bücherbotschafterin Anikó (8 Jahre) empfiehlt das neue Buch von Kai Pannen: „Ins Netz gegangen“. Anikó schreibt: „ Spinne Karl-Heinz und Fliege Bisy sind auf dem Weg nach Hause. Doch als ihr Boot von einem Sturm überrascht wird, entwickelt sich daraus eine abenteuerliche Reise … Jeder sollte es lesen. Es ist witzig und spannend.“ Bild und Buch stehen auch in unserem Fenster.

Kai Pannen:
„Ins Netz gegangen“
Tulipan Verlag,
ab 4 Jahren, für junge selbstlesende Leseratten ab 2./3. Klasse bestens geeignet.

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Buchtipp: „Die Inkommensurablen“ von Raphaela Edelbauer

Keine Historienschnulze sondern ein sprachlich und stilistisch fesselnd erzählter Roman. „Die Inkommensurablen“ von Raphaela Edelbauer spielt an einem einzigen Tag im Juli 1914 in Wien. Den Pferdeknecht Hans treibt es von Tirol in die Metropole, wo er eine Psychoanalytikerin aufsuchen will. Dort trifft er den jungen Adligen Adam und die Mathematikerin Klara.

Die Menschen spüren, sie stehen vor einer Zäsur. Sie schwanken zwischen Ängsten und Sehnsucht nach Ablenkung. Spirituelles und Übersinnliches haben Hochkonjunktur. Nichts passt zusammen – alles ist „inkommensurabel“. Steht man am Abgrund oder vor dem Aufbruch in die Moderne? Mitreißend erzählte Geschichte mit mehrdimensionalen Figuren im Babylon Wien.

Raphaela Edelbauer:
„Die Inkommensurablen“
Klett-Cotta, 350 Seiten, 25 Euro.

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Auch als Hörbuch, gelesen von Cornelius Obonya

Buchtipp: „Die Liebe an miesen Tagen“ von Ewald Arenz

Da ist er nun, der neue Roman von Ewald Arenz. „Alte Sorten“ und „Der große Sommer“ hatten ja bereits für Begeisterungsstürme gesorgt, weshalb nun das neueste Buch „Die Liebe an miesen Tagen“ mit größter Spannung erwartet wurde. Es geht um Clara und Elias, die im schon etwas reiferen Alter die Liebe völlig neu entdecken.

Sensationell sind sie schon, die Schmetterlinge im Bauch, die beide spüren. Aber schon bald wandern die persönlichen Erwartungen und die akuten Nichtigkeiten in den Vordergrund und machen es kompliziert, wirklich zueinander zu finden. Wie in den anderen Erfolgsbüchern erzählt Ewald Arenz auch diesen Roman konsistent chronologisch und eher konventionell, dabei mit sehr viel Einfühlungsvermögen für die Protagonisten und die Atmosphäre. Genau das richtige Buch für verschneeregnete Tage.

Ewald Arenz
„Die Liebe an miesen Tagen“
DuMont, 384 Seiten, 25 Euro

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