Bilderbuchtipp: „Rebellenzellen – Eine wilde Reise durch den Körper“ von Johanna Klement und Stephanie Marian

Bücherbotschafterin Mattea möchte uns ein neues Buch empfehlen: „Rebellenzellen – Eine wilde Reise durch den Körper“ ist ein spannendes, großformatiges Sachbilderbuch, in dem sich die drei kleinen Körperzellen Mio, Nea und Fago auf große Entdeckungsfahrt durch den Körper begeben. Mattea mag die lustigen aber auch sehr informativen Bilder über viele interessante Bereiche des Körpers. Richtig gut findet sie die Seiten über einen dramatischen Dornenangriff auf die Haut und das Thema Verdauung ist natürlich auch sehr wichtig. Das Buch ist nominiert für den Deutschen Kinderbuchpreis.

Johanna Klement / Stephanie Marian:
„Rebellenzellen – Eine wilde Reise durch den Körper“
Südpol Verlag, 24 Euro
Empfohlen für Kinder von 6 bis 10 Jahren
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Buchtipp: „Die schönste Version“ von Ruth-Maria Thomas

Aus der Reihe „FreundInnen der Buchhandlung empfehlen“ heute ein Tipp von Ruth aus der aktuellen Longlist zum Deutschen Buchpreis, ein Buch, das sprachlich absolut überzeugt mit einem schwierigen Thema:

„Die schönste Version“ von Ruth- Maria Thomas ist die Geschichte einer großen Liebe, die langsam in einem Albtraum endet. Intensiv, eindrücklich und schonungslos beschreibt Thomas die Entwicklung häuslicher Gewalt und der damit einhergehenden Fassungslosigkeit. Jella und Yannick- ein Traumpaar oder nicht? Warnungen der getrennt lebenden Eltern ignoriert Jella und versinkt immer mehr in die Beziehung zu Yannick. Kontakte zu Freundinnen werden seltener. Yannick bewertet, Jella provoziert. Es entsteht ein Kreislauf aus Demütigung und verbaler sowie körperlicher Gewalt.

Jella geht als es fast zu spät ist. Fast handlungsunfähig schaut sie zurück auf ihr Leben, die Anfänge ihrer Beziehung zu Yannick und sucht nach Antworten in ihrer eigenen Geschichte. Warum sie geblieben ist? „Ich bin geblieben, weil es mein Leben war, denke ich. Und wie hätte ich mein Leben verlassen sollen?“

Ruth-Maria Thomas:
„Die schönste Version“
Rowohlt, 272 Seiten, 24 Euro
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Buchtipp: „Hey Guten Morgen, wie geht es dir?“ von Martina Hefter

Juno und Jupiter heißen die beiden Protagonisten in dem neuen Roman „Hey Guten Morgen, wie geht es dir?“ von Martina Hefter. Um die beiden gar nicht Gottgleichen kreist die Handlung. Juno ist Tänzerin und kümmert sich um ihren Mann. Er ist Schriftsteller und leidet unter Multiple Sklerose, so dass ihr Leben weitgehend beschränkt auf das Haus in Leipzig ist. In schlaflosen Nächten kommt Juno in den virtuellen Dialog mit Love Scammern. Das sind zumeist schwarzafrikanische Männer, die versuchen, in Kontakt zu westlichen Frauen und letztlich an ihr Geld zu kommen. Auch und gerade für Juno wird diese Kommunikation zu einem Spiel, bei dem sie falsche Identitäten vorgibt.

Ein sensibel erzählter Roman über drei Menschen, deren Bewegungsdrang, ganz irdische Probleme und ihre Träume von Glück und Liebe. Das offenbar autofiktional angelegte Buch steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis.

Martina Hefter: „Hey Guten Morgen, wie geht es dir“
Klett Cotta Verlag, 224 Seiten, 22 Euro
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Buchtipp: der neue Duden

Jetzt erschienen: die neueste Ausgabe des Duden. Das unverzichtbare Standardwerk spiegelt die aktuellen Entwicklungen der deutschen Sprache wider.

Schmerzlich vermissen werden wir darin Worte wie Fernsprechanschluss, Knaupelknochen oder Bordürenkleid. Insgesamt 300 Wörter hat die Duden-Redaktion aus dem Nachschlagewerk herausgenommen. Dafür sind aber rund 3.000 Stichwörter neu aufgenommen worden, die im aktuellen Sprachgebrauch eine nennenswerte Rolle spielen. Dazu gehören unter anderem ChatGPT, ein gängiges Tool der künstlichen Intelligenz (das wir für diesen Beitrag ganz oldschool allerdings nicht verwendet haben), Wokeness, politisch besonders korrektes Verhalten und Mindset, die grundlegende innere Einstellung. Auch Coronaleugner und Klimakleber können jetzt immerhin darauf bestehen, korrekt geschrieben zu werden und auch der offenbar total angesagte Hackenporsche ist (wieder) im Duden zu finden. Eure Lieblingsmenschen mit Balkon-Kraftwerk und Wallbox können Euch mit dem Deutschland-Ticket trotz Extremwetterereignis Duden-gerecht besuchen. So spiegelt der Duden viele gesellschaftliche Veränderungen wider, die sich in der Sprache niedergeschlagen haben.

Der Duden dokumentiert auf 150 Seiten außerdem die gültigen Rechtschreibregeln. So gibt es etwa bei der Interpunktion eine Änderung: Es kommt das Komma vor dem erweiterten Infinitiv wieder zurück. In dem Satz, „Sie weigert sich, uns zu helfen,“ muss das Komma jetzt wieder gesetzt werden.

Insgesamt ist der Duden jetzt in der 29. Auflage mit 151.000 Stichwörtern und 1.328 Seiten so umfassend wie nie zuvor und bietet eine überraschend interessante Lektüre.

Duden – Die deutsche Rechtschreibung
29. Auflage, 1.328 Seiten, 35 Euro
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Buchtipp: „Eve“ von Amor Towles

Bevor Helga auf eine lange schöne Reise aufbricht, wollte sie uns noch ein Buch über eine andere Reisende ans Herz legen: „Eve“ von Amor Towles

Helgas Anmerkung zu dem Roman: Wir haben das Jahr 1939. Eve hat New York für einen Neuanfang in Los Angeles verlassen. Mit Geschick und Raffinement gelingt es ihr, in der schillernden Welt der Hollywood-Stars und Sternchen ihr ganz eigenes „Süppchen“ zu kochen. Das ist gute und spannende Unterhaltung.

Amor Towles hatte bereits mit seinen Romanen „Eine Frage der Höflichkeit“, „Ein Gentleman in Moskau“ und „Lincoln Highway“ viele begeisterte Leserinnen und Leser gefunden.

Amor Towles: „Eve“
Übersetzt aus dem Englischen von Susanne Höbel
Roman Hanser, 223 Seiten, 24 Euro
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Buchtipp: „Schlaglicht“ von Rita Bullwinkel

Der Roman, der voll auf die Zwölf geht, willensstark und dabei hochsensibel – die perfeke Lektüre passend zu Olympia. In „Schlaglicht“ von Rita Bullwinkel kommen die acht besten Boxerinnen der USA unter achtzehn in einem seelenlosen Veranstaltungskomplex in Reno/Nevada zusammen. Sie kämpfen um die Trophäe des „Daughters of Americas-Cup“. Jede von ihnen ist darauf konzentriert, die Schwächen der Gegnerin zu erkennen und sie zu besiegen und jede von ihnen kämpft im Kopf doch vor allem gegen die eigenen Schwächen, gegen die Traumata der Vergangenheit und mit den eigenen Erwartungen und denen der Angehörigen. Im Kampf treten die jungen Frauen miteinander in einen höchst physischen Dialog mit vielfältigen seelischen Facetten. Durch die allwissende Erzählstimme erfahren wir nicht nur vieles über das Innenleben und die Vergangenheit der Kämpferinnen, sondern auch, wie es in der Zukunft mit ihnen weitergeht.

Die Autorin Rita Bullwinkel lebt in San Franciso, wurde bereits für ihre Shortstories „Bellly Up“ ausgezeichnet und hat nun mit „Schlaglicht“ – im Original „Headshot“ – ihren ersten Roman veröffentlicht, der jetzt gerade auf der Longlist des renommierten Booker Prize 2024 gelandet ist. Die Autorin ist in diesem Sommer als Gastprofessorin für Literatur in Leipzig tätig.

Rita Bullwinkel: „Schlaglicht“
Übersetzt von Christiane Neudecker
Aufbau Verlag, 235 Seiten, 24 Euro
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Buchtipp: „Bleib“ von Adeline Dieudonné

Aus der Reihe „FreundInnnen der Buchhandlung empfehlen“, hier eine Leseempfehlung von Annette Bartlau: „Bleib“ von Adeline Dieudonné:

Eine Frau verbringt mit ihrem langjährigen Geliebten einige Tage in einem Chalet in den Alpen. Plötzlich stirbt er. Die Polizei zu rufen kommt für sie nicht infrage. Die Frau ist unfähig, sich von ihm zu trennen. So bleibt sie zunächst bei ihrem toten Liebhaber, verbringt weitere Tage mit ihm, spricht mit ihm, bis sie schließlich mit ihm auf dem Rücksitz im Auto losfährt – Ziel noch unklar. Währenddessen schreibt sie seiner betrogen Ehefrau Briefe, in denen sie das Geschehene genauso wie ihre Liebe versucht zu erklären. Gleichzeitig reflektiert sie ihr eigenes Leben. Der Schreibstil ist klar, poetisch und manchmal etwas rau. Das Lesen fordert, quält, fasziniert. Man schwankt zwischen tiefem Verständnis für die Gefühle und die Trauer dieser Frau und Unverständnis für ihr teilweise echt bizarres Verhalten. Ein sehr ungewöhnlicher Roman über Verlust, Abschied und vor allem: Liebe.

Adeline Dieudonné: Bleib
Übersetzt von Sina de Malafosse
dtv, 256 Seiten, 24 Euro
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Der ganz besondere Roman über die Lüneburger Heide: „Vom Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann.

Der 19-jährige Jannes kümmert sich um seine Herde von Heidschnucken und Ziegen und zieht mit ihnen durch die Heide. Doch das Idyll hat Risse, Wölfe sorgen für Ängste und unheilvolle Ereignisse der Vergangenheit scheinen in der Landschaft verborgen zu sein. Aber im Grunde geht es vor allem um Jannes, der hin und hergerissen ist zwischen der Verantwortung als junger Hirte und Stammhalter seiner Familie und den eigenen Plänen und Träumen. Diese Konflikte werden ausgetragen mit den Akteuren seiner Familie, seinem Stiefvater Friedrich, der Mutter Sybylle, dem Großvater Wilhelm und der fast mystisch-rätselhaften Großmutter Eka. Zentraler Protagonist des Romans bleibt allerdings die Gegend. Es ist die Lüneburger Heide, die hier nichts Leichtes, Blühendes hat, sondern eher vergangene Leiden zu verbergen scheint.

Ein sehr lesenswerter Roman, ein „Antiheimatroman“ über eine einzigartige, magische Landschaft und ihren Menschen. Das Buch wurde im Juli vom NDR zum „Buch des Monats“ gekürt.

Markus Thielemann: „Von Norden rollt der Donner“
C. H. Beck Verlag, 287 Seiten, 23 Euro
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Buchtipp: „Anna O.“ von Matthew Blake

Bei uns im Laden: die Kundin Anna O. Was findet sie sofort: den brandneuen Thriller von Matthew Blake, „Anna O.“

Es geht um eine junge Frau, die offenbar im Tiefschlaf mehrere Bluttaten verübt haben soll. Dornröschen oder Medea? Herausfinden soll dies Psychologe und Schlafexperte Dr. Benedict Prince. Na denn gute Nacht, Anna.

Matthew Blake: „Anna O.“
Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Fischer
Scherz Verlag / S. Fischer, 375 Seiten, 18 Euro
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Buchtipp: „32. August“ von Mischa Kopmann

Wir freuen uns sehr über den neuen Roman von Mischa Kopmann! Das richtig schöne Sommerbuch erzählt sehr einfühlsam eine Großvater-Enkel-Geschichte, die eindeutig in Celle und im Landkreis spielt, obwohl es nirgendwo ausdrücklich erwähnt wird.

Es ist die Geschichte eines großen Sommers. Leo träumt von Lilia, einer rätselhaft-exotischen Mitschülerin und kommt in den Ferien zu seinen Großeltern. Insbesondere seinen Großvater, einen Handelsvertreter, erlebt er von einer ganz neuen Seite: eloquent, verletzlich und als wichtigen, geheimen Verbündeten. Es wird ein ganz besonderer Sommer, in dem man sich selbst wiedererkennt.

Mischa Kopmann: „32. August“
Osburg Verlag, 192 Seiten, 20 Euro
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