Buchtipp: „Eve“ von Amor Towles

Bevor Helga auf eine lange schöne Reise aufbricht, wollte sie uns noch ein Buch über eine andere Reisende ans Herz legen: „Eve“ von Amor Towles

Helgas Anmerkung zu dem Roman: Wir haben das Jahr 1939. Eve hat New York für einen Neuanfang in Los Angeles verlassen. Mit Geschick und Raffinement gelingt es ihr, in der schillernden Welt der Hollywood-Stars und Sternchen ihr ganz eigenes „Süppchen“ zu kochen. Das ist gute und spannende Unterhaltung.

Amor Towles hatte bereits mit seinen Romanen „Eine Frage der Höflichkeit“, „Ein Gentleman in Moskau“ und „Lincoln Highway“ viele begeisterte Leserinnen und Leser gefunden.

Amor Towles: „Eve“
Übersetzt aus dem Englischen von Susanne Höbel
Roman Hanser, 223 Seiten, 24 Euro
Ansehen im Onlineshop

Buchtipp: „Schlaglicht“ von Rita Bullwinkel

Der Roman, der voll auf die Zwölf geht, willensstark und dabei hochsensibel – die perfeke Lektüre passend zu Olympia. In „Schlaglicht“ von Rita Bullwinkel kommen die acht besten Boxerinnen der USA unter achtzehn in einem seelenlosen Veranstaltungskomplex in Reno/Nevada zusammen. Sie kämpfen um die Trophäe des „Daughters of Americas-Cup“. Jede von ihnen ist darauf konzentriert, die Schwächen der Gegnerin zu erkennen und sie zu besiegen und jede von ihnen kämpft im Kopf doch vor allem gegen die eigenen Schwächen, gegen die Traumata der Vergangenheit und mit den eigenen Erwartungen und denen der Angehörigen. Im Kampf treten die jungen Frauen miteinander in einen höchst physischen Dialog mit vielfältigen seelischen Facetten. Durch die allwissende Erzählstimme erfahren wir nicht nur vieles über das Innenleben und die Vergangenheit der Kämpferinnen, sondern auch, wie es in der Zukunft mit ihnen weitergeht.

Die Autorin Rita Bullwinkel lebt in San Franciso, wurde bereits für ihre Shortstories „Bellly Up“ ausgezeichnet und hat nun mit „Schlaglicht“ – im Original „Headshot“ – ihren ersten Roman veröffentlicht, der jetzt gerade auf der Longlist des renommierten Booker Prize 2024 gelandet ist. Die Autorin ist in diesem Sommer als Gastprofessorin für Literatur in Leipzig tätig.

Rita Bullwinkel: „Schlaglicht“
Übersetzt von Christiane Neudecker
Aufbau Verlag, 235 Seiten, 24 Euro
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Buchtipp: „Bleib“ von Adeline Dieudonné

Aus der Reihe „FreundInnnen der Buchhandlung empfehlen“, hier eine Leseempfehlung von Annette Bartlau: „Bleib“ von Adeline Dieudonné:

Eine Frau verbringt mit ihrem langjährigen Geliebten einige Tage in einem Chalet in den Alpen. Plötzlich stirbt er. Die Polizei zu rufen kommt für sie nicht infrage. Die Frau ist unfähig, sich von ihm zu trennen. So bleibt sie zunächst bei ihrem toten Liebhaber, verbringt weitere Tage mit ihm, spricht mit ihm, bis sie schließlich mit ihm auf dem Rücksitz im Auto losfährt – Ziel noch unklar. Währenddessen schreibt sie seiner betrogen Ehefrau Briefe, in denen sie das Geschehene genauso wie ihre Liebe versucht zu erklären. Gleichzeitig reflektiert sie ihr eigenes Leben. Der Schreibstil ist klar, poetisch und manchmal etwas rau. Das Lesen fordert, quält, fasziniert. Man schwankt zwischen tiefem Verständnis für die Gefühle und die Trauer dieser Frau und Unverständnis für ihr teilweise echt bizarres Verhalten. Ein sehr ungewöhnlicher Roman über Verlust, Abschied und vor allem: Liebe.

Adeline Dieudonné: Bleib
Übersetzt von Sina de Malafosse
dtv, 256 Seiten, 24 Euro
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Der ganz besondere Roman über die Lüneburger Heide: „Vom Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann.

Der 19-jährige Jannes kümmert sich um seine Herde von Heidschnucken und Ziegen und zieht mit ihnen durch die Heide. Doch das Idyll hat Risse, Wölfe sorgen für Ängste und unheilvolle Ereignisse der Vergangenheit scheinen in der Landschaft verborgen zu sein. Aber im Grunde geht es vor allem um Jannes, der hin und hergerissen ist zwischen der Verantwortung als junger Hirte und Stammhalter seiner Familie und den eigenen Plänen und Träumen. Diese Konflikte werden ausgetragen mit den Akteuren seiner Familie, seinem Stiefvater Friedrich, der Mutter Sybylle, dem Großvater Wilhelm und der fast mystisch-rätselhaften Großmutter Eka. Zentraler Protagonist des Romans bleibt allerdings die Gegend. Es ist die Lüneburger Heide, die hier nichts Leichtes, Blühendes hat, sondern eher vergangene Leiden zu verbergen scheint.

Ein sehr lesenswerter Roman, ein „Antiheimatroman“ über eine einzigartige, magische Landschaft und ihren Menschen. Das Buch wurde im Juli vom NDR zum „Buch des Monats“ gekürt.

Markus Thielemann: „Von Norden rollt der Donner“
C. H. Beck Verlag, 287 Seiten, 23 Euro
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Buchtipp: „Anna O.“ von Matthew Blake

Bei uns im Laden: die Kundin Anna O. Was findet sie sofort: den brandneuen Thriller von Matthew Blake, „Anna O.“

Es geht um eine junge Frau, die offenbar im Tiefschlaf mehrere Bluttaten verübt haben soll. Dornröschen oder Medea? Herausfinden soll dies Psychologe und Schlafexperte Dr. Benedict Prince. Na denn gute Nacht, Anna.

Matthew Blake: „Anna O.“
Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Fischer
Scherz Verlag / S. Fischer, 375 Seiten, 18 Euro
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Buchtipp: „32. August“ von Mischa Kopmann

Wir freuen uns sehr über den neuen Roman von Mischa Kopmann! Das richtig schöne Sommerbuch erzählt sehr einfühlsam eine Großvater-Enkel-Geschichte, die eindeutig in Celle und im Landkreis spielt, obwohl es nirgendwo ausdrücklich erwähnt wird.

Es ist die Geschichte eines großen Sommers. Leo träumt von Lilia, einer rätselhaft-exotischen Mitschülerin und kommt in den Ferien zu seinen Großeltern. Insbesondere seinen Großvater, einen Handelsvertreter, erlebt er von einer ganz neuen Seite: eloquent, verletzlich und als wichtigen, geheimen Verbündeten. Es wird ein ganz besonderer Sommer, in dem man sich selbst wiedererkennt.

Mischa Kopmann: „32. August“
Osburg Verlag, 192 Seiten, 20 Euro
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Buchtipp: „Man sieht sich“ von Julia Karnick

Lust auf so einen richtig wunderschönen fetten Sommerschmöker? Wir hätten da was: „Man sieht sich“ von Julia Karnick. So spielt mitunter das Leben:
Sommer 1988. Frie lernt einen neuen Jungen an ihrer Schule kennen. Robert heißt er und es kommt zum Flirt. Es knistert reichlich. Dennoch: Nach dem Abi trennen sich die Wege.

Winter 2002. Frie hat eine kleine Tochter bekommen, Robert ist erfolgreicher Musiker. Es kommt zu einer zufälligen Begegnung. Sie fühlen sich sofort wieder nah, aber irgendwie passt es wieder nicht.

Sommer 2022. Beide sind in ihren Fünfzigern und wieder in neuen Lebensphasen. Ein Klassentreffen steht an, für das Robert bereits abgesagt hat. Sie sehen sich, Erinnerungen kommen hoch und etwas Neues entwickelt sich.

Tipp: Verpasst kein Klassentreffen! Es könnte sich lohnen und in jedem Fall recht lustig werden. Julia Karnick erzählt eine komplizierte und dabei sehr feine Geschichte über eine Jugend, das Erwachsenwerden, Ältersein und Jungbleiben. Die Figuren schillern so farbig wie plastisch, dass man meint, alte Bekannte wiederzuerkennen – herzig und lustig.

Julia Karnick: „Man sieht sich“
dtv, 480 Seiten, 23 Euro
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Ein wichtiges Sachbuch: „Ungleich vereint“ von Steffen Mau

Eigentlich herrschte viele Jahre in Deutschland die Erkenntnis vor, dass sich Leben und Denken im Osten und Westen einander angleichen sollten und quasi zwangsläufig auch werden. Stattdessen scheinen sich die Gräben stetig weiter zu vertiefen. Steffen Mau, aus Rostock stammender Soziologe an der Humboldt-Uni Berlin, erklärt, wo und warum die Unterschiede immer ausgeprägter zu werden scheinen. Insbesondere das Staats- und Demokratieverständnis unterscheide sich in einigen Teilen der Gesellschaft erheblich. Sehr klar, verständlich und in einem freundlichen Grundton führt der Autor die Ursachen hierfür aus und erläutert, dass sich die Unterschiede wohl auf Dauer nicht einebnen lasse. Mau schlägt Maßnahmen zur gesellschaftlichen Partizipation und damit zur Stärkung der Zivilgesellschaft vor, die zur weiteren Diskussion in Ost und West anregen.

Das Buch ist eine sehr sachliche und gut lesbare Analyse der Verhältnisse in Deutschland und gerade im Vorfeld der Wahlen in den östlichen Bundesländern eine so sinnvolle wie sicherlich notwendige Lektüre.

Steffen Mau: „Ungleich vereint“
Suhrkamp, 168 Seiten, 18 Euro
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International Booker Prize für „Kairos“ von Jenny Erpenbeck

Jetzt wieder da: Jenny Erpenbeck: „Kairos“. Der Roman erzählt die Beziehungsgeschichte einer jungen Frau und eines älteren Mannes vor dem Hintergrund der untergehenden DDR und der späteren Transition des vereinten Deutschland. Das Buch wurde mit dem diesjährigen International Booker Prize ausgezeichnet. Der Preis geht an Autoren und deren Übersetzer für herausragende Romane, die ins Englische übersetzt weltweit bemerkenswert sind.

Auch wieder verfügbar sind jetzt auch andere sehr lesenswerte Bücher von Jenny Erpenbeck wie „Heimsuchung“. Hier geht es auch um die zeitgeschichtlich interessante Geschichte über ein Sommerhaus an einem märkischen See mit drei Familien über fünf Generationen mit den Tiefen und Höhen der jüngeren deutschen Geschichte. Beide Bücher bieten reichlich Diskussionsstoff, sind daher auch für Lesekreise bestens geeignet.

Jenny Erpenbeck: Kairos
Penguin Taschenbuch, 384 Seiten, 14 Euro
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Heimsuchung
Penguin Taschenbuch, 192 Seiten, 13 Euro
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„Das Buch meines Lebens“ – Aktion zum Welttag des Buches 2024 – Dankeschön an alle, die teilgenommen haben!

Das Poster zum Welttag des Buches ist fertig! 307 KundInnen und FreundInnen der Buchhandlung hatten uns verraten, welches Buch sie in ihrem Leben ganz besonders berührt hat. Viele hatten auch ein Foto von sich und dem Buch zur Verfügung gestellt. Leider konnten wir nicht alle auf das Poster bringen, aber viele werden sich darauf wiederfinden. Wer möchte, kann sich gerne ein Exemplar des Posters in der Buchhandlung abholen und sich von den genannten Büchern inspirieren lassen.

Ganz herzlichen Dank allen, die sich an dieser Aktion beteiligt haben!