Buchtipp: „Modern Life Etikette“ von Gabriele Meyer

Pragmatisch und sehr wertvoll ist dieser moderne „Knigge“ für das Geschäftsleben in der analogen wie in der digitalen Welt. Souverän, freundlich und kultiviert mit Geschäftspartnern und Kollegen interagieren – beim Essen, am Telefon oder auch im Netz, dazu gibt die Autorin überzeugende Tipps. Sehr hilfreich sind die Kapitel über stilvolles Verhalten in den Netzwerken, gastfreundliche Events organisieren oder wie E-Mail-Abwesenheitsmitteilungen gekonnt formuliert werden.

Gabriele Meyer:
„Modern Life Etikette: Moderne Umgangsformen, erfolgreiche Selbstpräsentation und digitale Etikette“
Humboldt Verlag, 19,99 Euro

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Buchtipp: „Der Duft von Eis“ von Yoko Ogawa

Wer hätte gedacht, dass Mathematik so sinnliche Seiten hat? In diesem Roman der japanischen Autorin Yoko Ogawa geht es um die Verbindung hoch sensibler Sinneswahrnehmungen und quasi genialer analytischer Fähigkeiten. Die junge Frau, Ryoko, war gerade mal ein Jahr mit Ruki zusammen, einem hübschen Parfumeur mit ausgeprägtem Ordnungssinn. Da setzt er seinem Leben jäh ein Ende.

Ryoko begibt auf Spurensuche, um eine Erklärung für den Suizid ihres Freundes zu finden. Bei seiner Mutter, seinem Bruder, an einer Eislaufbahn und auf einer Reise nach Prag stößt sie auf Facetten von Ruki und auf Geschichten, die ein völlig neues, überraschendes Bild ergeben. Was steckte hinter der schönen Maske des jungen Mannes?

Ein sehr schön zu lesender Roman, der einiges über die Menschen in Japan erzählt, über die Fassaden, hinter denen wir uns mitunter verbergen und über das Sinnliche, das für das Prickelnde im Leben sorgt.

Yoko Ogawa:
Der Duft von Eis
Liebeskind Verlag, 263 Seiten, 24 Euro

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Buchtipp: „Vor uns das Leben“ von Kristina Gorcheva-Newberry

Von einer Jugend in Moskau erzählt Kristina Gorcheva-Newberry in ihrem Debütroman „Vor uns das Leben“. Anja und Milka wachsen in den 80er Jahren in einer ziemlich kargen Sowjet-Welt auf. Die Mädchen klammern sich an die kleinen Freiheiten, Musik, Literatur, menschliche Wärme, soviel sie davon bekommen haben. Kindheit und Jugend sind durch Grenzen gekennzeichnet, gleichzeitig aber auch durch Lebenshunger und Hoffnung auf ein glückliches Leben.

In der Familie von Katja gibt es immerhin etwas Geborgenheit und in der Datscha mit Obstgarten eine gewisse Idylle. Ähnlichkeiten zu Tschechows Kirschgarten sind nicht zufällig. Ein tragisches Ereignis bildet den Einschnitt in Katjas Leben. Erst zwanzig Jahre später kommt Katja aus den USA zurück nach Moskau, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Ein sehr einfühlsamer, bewegender Coming-of-Age Roman mit Bezügen in die klassische russische Literatur. Unbedingt zu empfehlen! Gerade jetzt. Die Autorin ist wie die Protagonistin in Moskau aufgewachsen, später in die USA gegangen, wo sie bereits mehrer Erzählungen veröffentlicht hat.

Kristina Gorcheva-Newberry:
„Vor und das Leben“
C. H. Beck, 359 Seiten, 25 Seiten

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Nicola Denis las aus ihrem Debut: „Die Tanten“

Einen wunderbaren Abend bescherte uns die renommierte Übersetzerin und nun auch Autorin Nicola Denis in der bis auf den letzten Platz vollbesetzten Buchhandlung. Sie las aus ihrem ersten Buch „Die Tanten“. Fröhlich und geistreich eingeleitet in das bisher literarisch fürchterlich vernachlässigtes Thema der Tanten hatte Oskar Ansull, der gerade selber einen neuen Gedichtband „Nebensätzliches“ vorgelegt hat.

In „Die Tanten“ geht es um die vier Schwestern Marianne, Hanne, Hilde und Irene, die ihren ganz eigenständigen Weg suchen und finden. Mitunter haben sie ihre Verehrer, nie jedoch wollen sie ihre kostbare Zeit dauerhaft mit dem Waschen von Männersocken vergeuden. Ein so sprachlich sorgfältig wie unterhaltsam erzähltes Stück bundesdeutscher Zeitgeschichte.

Herzlichen Dank an die RWLE Möller Stiftung für die Unterstützung dieser Veranstaltung!

Nicola Denis:
Die Tanten
Klett-Cotta, 224 Seiten, 20 Euro

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Buchtipp: „Transatlantik“ von Volker Kutscher

Endlich! Der neue Gereon Rath-Roman ist da. Volker Kutschers Held ist nun im Jahr 1937 angekommen. Mit dem Zeppelin-Luftschiff hat er den Atlantik überquert, bis zur Katastrophe in Lakehurst. Charly, mittlerweile seine Frau, ist in Berlin zurückgeblieben. Sie versucht ihren Ziehsohn Fritze aus der Psychiatrie herauszuholen und forscht nach ihrer verschwundenen Freundin Greta. Wieder einmal ist Kutscher ein packender Roman gelungen, der die immer bedrückendere Lage im Nationalsozialismus einfängt am Vorabend des zweiten Weltkriegs.

Volker Kutscher:
Transatlantik
Der Neunte Rath-Roman
Piper, 592 Sekten, 26 Euro

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Schönstes Bilderbuch: Tom Gauld – „Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin“

Kennt Ihr schon das Bilderbuch „Der kleine Holzroboter und die Baumstumpf-Prinzessin“? Eine wunderbare, märchenhafte Geschichte im Comic-Look in einer ganz besonderen Ästhetik, ausgedacht und umgesetzt von Tom Gauld. Das Bilderbuch – in den USA, Großbritannien und Frankreich bereits ein großer Erfolg – ist jetzt dank des Moritz Verlags auch zu uns rübergeschwappt.

Die Story: Ein Königspaar möchte Kinder haben, kriegen aber keine. Also fragen sie eine Erfinderin und eine Hexe, bekommen einen kleinen Holzroboter und eine Baumstumpfprinzessin. Die beiden werden tragisch getrennt. Geschwisterliebe, Tapferkeit und Tierliebe bringen sie aber nach einer abenteuerlichen Odyssee wieder zusammen und schließlich zurück zu den Eltern. Unsere Kinderkunden sind schwer angetan.

Tom Gauld:
Der kleine Holzroboter und die Baumstumpf-Prinzessin
Moritz Verlag, 40 wunderschöne Seiten, 18 Euro
Empfohlen ab 4 bis 102 Jahren

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Herzlichen Glūckwunsch zum Deutschen Buchpreis: Kim de L‘Horizon mit „Blutbuch“

Nach eigenen Angaben ist Kim de l’Horizon 2666 in der Schweiz geboren, in der Nähe von Bern. In dem Buch mit dem wohl schönsten Cover der Saison geht es um ein non-binäres Ich, dessen Großmeer (die Großmutter) an Demenz erkrankt. Dies ist der Anlass für eine eher assoziative Reflexion über Kindheit, Jugend, Familie, den eigenen Körper und die eigene Identität. Der Roman ist inhaltlich wie auch stilistisch und erzählerisch gewagt. „Écriture fluide“, nennt Kim de l‘Horizon die Erzählweise des Buches. Durchaus ein beeindruckendes ganz besonderes Leseerlebnis für Neugierige und Wagemutige. Zimtschnecken kommen auch drin vor!

Bei der Preisverleihung sorgte Kim de l‘Horizon nicht nur mit seinem schrillen Outfit für Aufsehen, sondern auch mit einer Solidaritätsaktion für die Frauen in Iran.

Kim de l‘Horizon:
Blutbuch
DuMont, 334 Seiten, 24 Euro

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Bitte auch die anderen sehr bemerkenswerten Titel der diesjährig sehr starken Shortlist für den Deutschen Buchpreis beachten:

  • Fatma Aydemir: Dschinns
  • Kristine Bilkau: Nebenan
  • Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter Eckhart Nickel: Spitzweg Jan Faktor: Trottel

Bilderbuchtipp: Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin von Tom Gauld

Eigentlich ist der Schotte Tom Gauld Cartoonist für den Guardian. Jetzt hat er zum ersten Mal eine ganz besondere Geschichte für Kinder geschrieben und illustriert: „Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin“. Das Bilderbuch ist in den USA, in Großbritannien und einigen anderen Länderen bereits der Renner und nun auch auf Deutsch erschienen.

Es geht um ein Königspaar, das sich auf der Suche nach Stammhaltern an eine Erfinderin und eine Hexe wendet. Sie bekommen als Kinder einen Holzroboterjungen und ein Mädchen, das sich nachts in einen Baumstumpf verwandelt. Eines Morgens vergisst der Junge, seine Schwester per Zauberspruch wieder in ein Mädchen zu verwandeln. Es beginnt eine so herzige wie abenteuerliche Odyssee der Suche und des Zurückkommens. Geschwisterliebe und Freundschaft helfen, große Hindernisse zu überwinden. Eine spezielle Ästhetik, Witz und Spannung zeichnen dieses Bilderbuch aus, das bei unseren KinderkundInnen schon für viel Begeisterung sorgte.

Tom Gauld
Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin
Aus dem Englischen von Jörg Mühle
Moritz Verlag, 40 Seiten, 18 Euro ab 4 Jahren

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Buchtipp: „Niedersachsen erlesen! Eine literarische Schatzssuche“ von Cosima Bellersen Quirinil

Bekannt in Celle ist Cosima Bellersen Quirini vor allem als Autorin sehr lesenswerter Bücher über die Stadt und deren Umgebung (z. B. „100 Orte in Celle“). Nun öffnet sie den Blick der Literaturfans auf ganz Niedersachsen. Wer hätte gedacht, dass dieses spröde Bundesland soviel Literarisches zu bieten hat. Na klar: Bargfeld als Wallfahrtsort der Arno-Schmidt-Liebbhaber darf nicht fehlen wie auch die Spuren von Joachim Ringelnatz in Cuxhaven oder von Wilhelm Busch. Daneben finden sich Gotthold Ephraim Lessing, Ricarda Huch oder Lou Andreas-Salomé und Kurt Schwitters wieder. An der Küste, in der Heide und auf Bergen, überall gibt es Literarisches zu entdecken – von großartigen Bibliotheken über poetische Wanderungen bis hin zu sehenswerten Literaturmuseen. Und – Ach wie schön ist Panama – am Ende treffen wir uns im Kanzleicafé, dem Literatentreff in Celle, das sich ebenfalls in dem Buch wiederfindet.

Cosima Bellersen Quirini
Niedersachsen erlesen! Eine literarische Schatzsuche
Gemeiner Verlag, 192 schöne Seiten, 28 Euro

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Buchtipp: „Über die See“ von Mariette Navarro

Wer das Meer mag, kommt in diesem Herbst bei den Neuerscheinungen voll auf seine Kosten. Tipp: „Über die See“ von der jungen französischen Autorin Mariette Navarro.

Eine Kapitänin steuert einen großen Containerkahn souverän über die Weltmeere. Kurz hinter den Azoren will die Crew draußen auf dem offenen Atlantik schwimmen. Maschinen stopp und ab ins Wasser. Gegen jede Vernunft verstößt die Kapitänin gegen seemännische und ihre persönlichen Regeln. Wird das gutgehen? Was treibt sie eigentlich an? Angereichert wird die poetisch erzählte Story durch hübsche Meereslegenden mit Ungeheuern und anderen rätselhaften Ereignissen.

Mariette Navarro
Über die See
Aus dem Französischen von Sophie Beese
Verlag Antje Kunstmann, 160 Seiten, 20 Euro

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