Buchtipp: „Trottel“, von Jan Faktor

Ist dieser Mensch noch zu retten? Kann es gut gehen, wenn einer ein höchst albernes Buch über den Tod seines eigenen Sohnes zusammenstoppelt? Das Antwortwort ist eindeutig.

Dieses Urteil über sein Werk bietet der Autor Jan Faktor (toller Name – was hätte er damit alles werden können …) neben anderen Vorschlägen seinen Rezensenten im Buchumschlag seines Buches „Trottel“ an [Danke!]. Das skurrile Buch hat es tatsächlich auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis geschafft. Warum es sich dabei um einen „Roman“ handeln soll, erschließt sich allerdings nicht. Eher wilde Autofiktion, Memoir, Schelmenstück oder so. Vielleicht soll ja die Betonung des Fiktionalen beleidigte Personenfiguren vom Klagen abhalten.

Der Erzähler schwadroniert über seine erste Begegnung mit Deutschen in seiner Heimatstadt Prag, über seine Liebe zu einer schönschlauen Teutonin, wegen der er in den 70ern ins etwas angenehmere Ostberlin übersiedelt. Dort erlebt er die Prenzlauer Szene zu einer Zeit, als die Männer noch richtige verfilzte Rauschebärte trugen und „echte“ Kommunisten waren, lange bevor die ersten Hipster in die Windeln machten. Und er erzählt von seinem manisch-depressiven Sohn, bis der seinem Leben ein trauriges Ende machte und damit seine Eltern zwang, diese tiefste Krise irgendwie – auch mit Schelmenhumor – zu überleben. Der Papa, Jan Faktor, ergoss diesen Text mit tausenden Details aus dem Leben der Ur-Prenzlauer aufs Papier und quälte den Lektor und die Leser mit zig kuriosen Fußnoten aus Rache für sein Schicksal oder fürs Entertainment?

Ich weiß echt nicht was, aber irgendwie hat das was, denkt sich der ratlos amüsierte Buchhändler.

Jan Faktor:
„Trottel“
Kiepenheuer & Witsch, 241 wilde Seiten, 24 Euro

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