„Else“ ist der Titel des Debütromans von Katharina Zorn und Jasna Fritzi Bauer. Und Else heißt auch die Protagonistin der Geschichte, auf die wir zurückblicken. Else ist verheiratet mit Willy. Ursprünglich wurden beide aus dem Sudetenland vertrieben und haben sich nun in den 60er Jahren mit ihren zwei Töchtern in Frankfurt am Main einen bescheidenen Wohlstand aufgebaut. Das persönliche, westdeutsche Wirtschaftswunder und der gesellschaftliche Aufstieg bestimmen ihr Lebensziel. Vor allem für Willy ist der Tennisclub die zentrale Arena seiner Selbstbestätigung. Da kommt Else auf eine ganz und gar unerhörte Idee: Sie will Taxifahrerin werden.
Den Autorinnen ist mit diesem teilweise autofiktional inspirierten Buch eine irgendwie sehr normale aber auch unglaublich außergewöhnliche Geschichte gelungen. Else ist eine starke Heldin wie wohl viele unserer Mütter und Großmütter sich als tapfere Heldinnen erwiesen haben, ohne dass es uns nachfolgenden Generationen tatsächlich bewusst ist.
Zu einem ganz besonderen Erlebnis wird das Buch durch eingestreute QR-Codes, die auf multimediale Links verweisen zu kurzen Filmen mit eingespielten Szenen, eingelesenen Texten oder dokumentarischem Material zur Zeitgeschichte. Die Links bieten sich an als bereichernde, stimmungsvolle Ergänzungen. Beide Autorinnen sind erfahrene, multidisziplinäre Künstlerinnen, denen mit „Else“ ein bemerkenswerter, absolut lesenswerter Roman gelungen ist.
Katharina Zorn & Jasna Fritzi Bauer: „Else“
Roman, Kiepenheuer & Witsch, 270 Seiten, 23,-
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