Buchtipp: „Treue“ von Hernan Diaz

Vielleicht „the great american novel“? Auf jeden Fall ein ganz besonderes und lesenswertes Buch: „Treue“ von Hernan Diaz, jetzt bei Hanser erschienen. Das Buch spielt in den 20er Jahren in Manhattan. Im Mittelpunkt: Der supererfolgreiche Finanzmagnat Andrew Bevel, dem es sogar in der Krise gelingt, seinen Reichtum weiter zu steigern, und seine Frau Mildred.

Eigentlich besteht der Roman aus vier Büchern: ein Roman über das mysteriöse Ehepaar, die Autobiografie von Andrew Bevel, das Memoir seiner Sekretärin und nachgelassene, teilweise fragmentarische Schriften der Ehefrau Mildred. Es geht um Unternehmertum, den Wert des Geldes, Emanzipation und die Wahrheit. Vielleicht erst seit Trump scheint es es so zu sein: Wer wirklich die Macht hat, hat die Deutungshoheit über die Wahrheit, oder?

Hernan Diaz, in Argentinien geboren und in Europa aufgewachsen, lässt seine (fiktiven) Erzähler ihre jeweilige Sicht dieser US-amerikanischen Story beschreiben. Das Ergebnis ist bemerkenswert vielschichtig, widersprüchlich und schillernd. Wer Auster oder Franzen mag, wird mit „Treue“ ein ganz großes und ganz besonderes Vergnügen erleben.

Hernan Diaz: „Treue“
Aus dem Englischen von Hannes Meyer
Hanser, 416 Seiten, 27 Euro

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