Buchtipp: „Tahara“ von Emanuel Bergman

Mit „Tahara“ hat Emanuel Bergman einen besonders rasanten Roman vorgelegt. Wir begleiten den Protagonisten Marcel Klein, passionierter Cineast jüdischer Herkunft und bestens vernetzter Filmjournalist, nach Cannes. Er fährt im Auftrag einer deutschen Zeitschrift zum Filmfestival, denn hier wird das Kino mit reichlich Glamour exzessiv gefeiert.

Im Hotel kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung: Er trifft auf Héloïse, eine schöne, melancholische und etwas rätselhafte Französin. Gleichzeitig stoßen sie sich ab und ziehen sich magisch an. Marcel liebt das Kino, verachtet aber die heuchlerischen Akteure der Szene, die die Puppen tanzen lässt. Er vermasselt ein Promi-Interview und die Kulissen beginnen zu bröckeln.

Mit Héloïse entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Sie streiten, kämpfen und lieben mit- und gegeneinander. Er, der Hochstapler und sie, die Kleptomanin, leiden unter den Traumata ihrer Vergangenheit. Bei Marcel Klein liegt das Problem in der Beziehung zu seinem verstorbenen Vater, dessen Anerkennung er erfolglos herbeisehnte. Erst zur „Tahara“, der rituellen Totenwaschung war er seinem Vater persönlich wiederbegegnet.

Marcel und Héloïse stehen nun kurz vor dem Zusammenbruch und klammern sich aneinander. Atemlos, fassungslos und verknallt folgt man einer Tour de Force der beiden bis in den Abgrund und darüber hinaus. Danach erstmal einen Pastis zur Entspannung.

Emanuel Bergman:
Tahara
Diogenes, 288 Seiten, 25 Euro
Ansehen im Onlineshop