Taschenbuchtipp: „Frei“ von Lea Ypi

Wir freuen uns sehr über einen neuen Tipp in der Reihe „Freunde der Buchhandlung empfehlen …“ Heute schreibt uns Thomas Lange aus seinem Urlaub in Dänemark und schwärmt von dem Buch von Lea Ypi:

„Frei. Erwachsenwerden Am Ende der Geschichte“ – was für ein großartiger Roman. Ein Werk, das all jenen ans Herz gelegt sei, die den Mut aufbringen, in den Spiegel zu blicken und sich einzugestehen, dass Überzeugungen, Einsichten und Haltungen im Laufe eines Lebens nicht nur reifen, sondern sich auch radikal wandeln können – und dass man sich weder dafür schämen noch darüber wundern muss.

Wir alle sind Teil dieses großen Spiels – ein Spiel der Anpassung, der Kompromisse, in dem die alte Wahrheit Bertolt Brechts noch immer Gültigkeit besitzt: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“

Lea, die Protagonistin, sucht nach Freiheit. Inmitten des sozialistischen Albaniens wird ihr von allen Seiten versichert, sie lebe bereits im „Land der wahren Freiheit“. Doch mit dem Zusammenbruch des Sozialismus verschiebt sich der Bedeutungsrahmen des Freiheitsbegriffs – scheinbar radikal, tatsächlich aber nur in neuer Verpackung.

Denn auch im postkommunistischen Kontext bleibt die Freiheit eine Illusion. Welche wiegt schwerer: jene, in der eine leere Coladose auf einem bestickten Deckchen den Fernseher ziert – Symbol eines importsatten Konsums ohne Inhalt –, oder die andere, in der zwar jeder seine Cola bekommt, dafür aber Solidarität, Gemeinschaft und kollektives Bewusstsein preisgegeben werden?

Ein vielschichtiges, tiefgründiges Buch – nicht zuletzt eine Einladung zur Selbstbefragung.

Lea Ypi: „Frei – Erwachsenwerden am Ende der Geschichte“,
Suhrkamp Taschenbuch,
333 Seiten, 14,-
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